17.03.2020
Als Anja mit einer Bronchitis zu kämpfen hatte, konnte sich die Münchnerin voll und ganz auf ihre Nachbar:innen verlassen. Ihr Beispiel zeigt, wie positiv sich eine gute Nachbarschaft auf Körper und Seele auswirkt. Wir haben sechs spannende Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zum Thema "gesunde Nachbarschaft" zusammengefasst.
"Mein Umzug in das neue Stadtviertel war noch gar nicht so lange her. Auf einem Stammtisch hatte ich eine sehr nette Nachbarin kennengelernt, ansonsten kannte ich im Viertel keine Menschenseele. Und dann erwischte mich auch noch eine üble Bronchitis. Schon der Weg zum Badezimmer strengte mich sehr an, der Kühlschrank war rasch leer. Was tun? Da traute ich mich, diese nette Frau zu fragen, ob sie für mich einkaufen könne. Eine Stunde später stand sie bei mir vor der Tür, mit einer Tüte voller Lebensmittel. Auch Medikamente aus der Apotheke hatte sie mir besorgt. Ein herzerwärmender Moment!"
Anjas Geschichte ist kein Einzelfall. Wissenschaftliche Studien belegen: Wenn wir uns gut in unserer Nachbarschaft aufgehoben fühlen, wirkt sich das positiv auf unsere körperliche und geistige Gesundheit aus:
Eine großangelegte Studie aus dem Jahr 2014 untersuchte über 5.000 Personen in den USA über vier Jahre hinweg. Das Ergebnis: Personen, die in ihrer Nachbarschaft einen starken sozialen Zusammenhalt empfanden, hatten eine niedrigere Wahrscheinlichkeit, an Herz-Kreislaufkrankheiten zu leiden. Denn Nachbar:innen, die sich gut verstehen, treffen sich häufig auch zum Sport – und haben dadurch ein fitteres Herz.
Wer sich öfter mal mit Nachbar:innen trifft und austauscht, weist eine deutlich höhere Lebenszufriedenheit auf. Zu diesem Ergebnis kam eine deutsche Studie aus dem Jahr 2008. Dieses Ergebnis zeigt, wie wichtig der soziale Zusammenhalt im unmittelbaren Umfeld für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden ist.
Einsamkeit macht krank! Soziale Isolation kann so schädlich für die Gesundheit sein wie 15 Zigaretten am Tag oder übermäßiger Alkoholkonsum. Das bedeutet im Umkehrschluss: Menschen mit stärkeren sozialen Beziehungen leben durchschnittlich länger. Wer sich also mit den Nachbar:innen regelmäßig trifft und dadurch weniger allein ist, wird davon auch noch im hohen Alter profitieren. Hier findest du Tipps gegen Vereinsamung in der Coronazeit.
Nur wenn man sich kennt, kann man sich auch umeinander kümmern. Wer nur freundlich grüßt, erfährt oft nicht, ob das Gegenüber eine schwere Zeit durchlebt. Durch ein starkes soziales Netz zwischen Nachbar:innen kann man sich im Krankheitsfall unkompliziert helfen: Zum Beispiel, indem man für den:die kranke:n Nachbar:in in die Apotheke oder zum Supermarkt geht.
Wer kann mir eine:n gute:n Ärzt:in in der Nähe empfehlen? Meine Nachbar:innen! Wenn wir uns auf die Erfahrungen unserer Nachbar:innen verlassen können, finden wir eher eine:n gute:n Ärzt:in. Gegenseitige persönliche Empfehlungen stärken somit die gesundheitliche Versorgung der Nachbarschaft.
Vernetzte Nachbar:innen können gemeinsam etwas bewegen und die Lebensqualität in der Nachbarschaft verbessern. Sei es der Einsatz für Lärmschutzwände, für eine bessere Versorgung mit mobilem Pflegepersonal oder der gemeinsame Protest für die Erhaltung eines lokalen Parks.
Quellen:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4600604/
http://www.iariw.org/papers/2008/dittmann.pdf
http://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1000316
https://www.bzga.de/botmed_60636000.html